Hier ein Reisebericht von unseren Vereinsmitgliedern Uschi und Gabi mit Devito, als das Reisen noch ging 🙂
Kurz vor meinem 8. Geburtstag sollte ich mal wieder etwas Neues lernen. Über die Alpen zu wandern kannte ich ja schon. Allerdings sind wir damals zu dritt gelaufen.
Dieses Mal sollte es aber anders werden. Meine Frauchen sollten auf Pferden reiten und ich musste zusehen, dass ich Schritt halte. Als Reitbegleithund so zu sagen. Das Ganze sollte über zwei Tage gehen mit Übernachtung in einer Hütte auf 1900 Höhenmetern. 20 bis 23 km am Tag und 600 Höhenmeter hoch und 1000 Höhenmeter am nächsten Tag wieder hinunter. Starten sollten wir auf 1300 Metern in Erschmatt.
Aber jetzt mal von Anfang an:
Angekommen in Erschmatt im Wallis in der Schweiz kommt uns der Wanderführer mit seinen Haflingern und einem super netten Golden Retriever Mädchen schon entgegen.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie forderte mich sofort zum Spielen auf und ich konnte ihrem Charme nicht widerstehen.
Dieses taffe Goldi-Mädchen läuft die Strecke von ca. 20 km und zig Höhenmetern fast täglich. So schwer konnte es also nicht sein. Schließlich bin ich als Dalmi ja ein richtiger Laufhund (FCI Gruppe 6).
Jetzt wurde es ernst, die Pferde wurden geputzt, gesattelt und das Tagesgepäck in den Satteltaschen verstaut. Unsere Schlafsäcke und meine Isomatte für die Nacht wurden mit einem Quad den Berg hinauf gefahren. Und als hätte ich es nicht geahnt, kam Frauchen wieder mit dieser ekligen Pfotencreme (Winterpad), damit ich mir die Pfoten auf dem Geröll nicht wund laufe. Im Tagesgepäck hatte sie auch noch die Booties (Hundeschuhe) für den Ernstfall. Und das Geschirr musste ich auch wieder anziehen, damit sie mich besser greifen kann, falls etwas sein sollte. Aber was sollte schon sein, Frauchen geht halt immer auf Nummer sicher. Dann wurde ich noch mit einer Elektrolytlösung gewässert wie ich es sonst nur vom Dogscootern kannte und los ging’s.
Die Pferde setzten sich in ruhigem Schritt in Bewegung und mir wurde gleich klar gemacht, wo ich zu laufen hatte. Hinter dem Pferd meines Frauchens an letzter Stelle. Diese Position des „Hintengehens“ kenne ich schon vom Bergwandern. Auf breiteren Wegen darf ich aber auch mal daneben und etwas vorlaufen. Von diesen Regeln schien meine Goldi-Freundin noch nichts gehört zu haben. Sie hatte auf den weiten Flächen, die wir oberhalb der Baumgrenze durchliefen, einen Riesen-Radius. Sie machte viele Wege doppelt und jagte zwischendurch den Murmeltieren nach. Da sie aber immer auf den Warnpfiff der Murmeltiere loslief, hatte sie keine Chance, diese zu erwischen.
Diese Leidenschaft teilte ich so gar nicht mit ihr. Es macht mir zwar Spaß
Dummys zu suchen und zu apportieren aber Jagdtrieb habe ich nicht. Da kann bei der Dummysuche auch schon mal ein Reh vor mir weglaufen. Ich finde es spannender, den Dummy zu apportieren und eine Belohnung dafür zu bekommen.
Für mich war es auf unserer Tour aufregender, in der Nähe meiner Frauchen zu bleiben und aufzupassen, dass die Pferde mit ihnen nicht weglaufen. Diesen Job habe ich ziemlich ernst genommen und bin einem Pferd wohl auch zu dicht vor den Füßen herumgelaufen. Das hat es mir dann gleich klargemacht, indem es mich in den Rücken gezwickt hat. Zum Glück war’s nur eine Warnung und kein richtiger Biss.
Daraufhin habe ich mich dann doch lieber wieder hinten gehalten.
Nach einer langen Mittagspause auf einer Alphütte ging es weiter aufwärts zu der Hütte, in der wir übernachten sollten.
Wir kamen immer höher und meine Frauchen mussten sich auf die Trittsicherheit der Pferde verlassen. Auf engen Pfaden mit steilen Abhängen musste ich wieder hinten laufen, um die Pferde nicht zu behindern.
Zum Glück wurden die Wege dann wieder breiter und besser zu laufen.
Die Pferde trabten dem bekannten Nachtquartier entgegen und so setzten wir alle noch mal zum Endspurt an. Auch meine Frauchen schienen froh zu sein, nicht mehr im Sattel sitzen zu müssen. Zur Belohnung gab es Schweizer Raclette für die Menschen und für mich und Goldi lecker Hundefutter. Wir schliefen in der Küche und unsere Menschen in den kleinen Zimmern. Das fand ich zwar nicht so toll, weil ich am liebsten immer ganz nah bei meinen Menschen bin und Körperkontakt möchte aber hier oben auf der Hütte ist das wohl so üblich.
Am nächsten Morgen ging es noch mal weitere 400 Höhenmeter, auf 2300 Höhenmeter, hoch. Heute fühlte sich schon alles viel selbstverständlicher an: Pfoten eincremen, Wässern,
Aufsteigen, jeder auf seine Position und los. Auch dieses Mal sollten wir wieder Kuhweiden durchqueren müssen. Bei den letzten Wanderurlauben hatten es die Kühe auch schon mal auf mich abgesehen aber diese hier oben waren zum Glück entspannt und sogar zu bequem um aufzustehen als wir an ihnen vorbeiliefen.
An dem See auf 2300 m Höhe angekommen machten wir eine lange Mittagspause. Diese haben nicht nur die Pferde genossen. Sie wurden abgesattelt und konnten sich erholen und wälzen. Genau danach war Goldi und mir auch zumute. Erst wälzen dann spielen. Herrlich!
Jetzt hatten wir „nur“ noch den Abstieg von 1000 Höhenmetern vor uns. Die Wege waren teilweise so steil, dass die Pferde geführt werden mussten. Ich freute mich jedes Mal riesig, wenn Frauchen wieder auf meiner Höhe war.
Nachdem wir die schmalen Wege und das Geröll hinter uns gelassen haben wurden die Wege wieder breiter und leichter zu laufen. In Dorfnähe liefen wir auch auf befahrenen Straßen. Da musste ich natürlich ordentlich bei Fuß bzw. bei Pferd laufen. Wir haben zuhause extra geübt, dass ich vom Pferd aus mit einer Retriever Leine angeleint werden kann. Wir brauchten dann aber doch keine Leine, weil ich in solchen Situationen immer gut höre. Frauchen meint, ich merke wenn es wichtig ist in ihrer Nähe zu bleiben.
Bei dem langen Abstieg drehte Goldie auch keine Extrarunden mehr. Sie lief immer weit vor und wartete auf uns.
Zum Schluss mussten wir noch durch den alten Dorfkern von Erschmatt durch enge Gassen wo unsere Menschen auch schon mal die Köpfe einziehen mussten, um sich nicht an den Dachrinnen zu stoßen.
Und dann waren wir wieder da, an unserem Ausgangspunkt, der Pferdekoppel! Geschafft!
Euer Devito vom Paschaberg